Festakt im Wiener Rathaus
150 Jahre Tschechen & Slowaken in Wien
Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr lud der Schulverein Komenský am 31. Mai in den Festsaal des Wiener Rathauses. Rund 700 Festgäste, von Kindergartenkindern über Maturant:innen hin zu Vertretern aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik folgten anlässlich des heurigen Jubiläumsjahres der Einladung.
„Mit den diesjährigen Feierlichkeiten rund um 150 Jahre Komenský-Bewegung in Wien versuchen wir mit den großen Festen und Aktivitäten an Orte zu gehen, die für die Wiener Tschechen und Slowaken ein hohes Maß an Symbolik haben“, erklärt Karl Hanzl in seiner Begrüßung. Der Volksgruppenvorsitzende der Tschechen war und ist auch die treibende Kraft hinter dem umfangreichen Jahresprogramm sowie der ständigen Entwicklung des bildungspolitischen Herzstückes, der Komenský-Schule. Dabei ließ es sich Hanzl nicht nehmen, auf die Wichtigkeit der Eltern und der um sie herum entstandenen, einzigartigen Schulgemeinschaft hinzuweisen. „Immer wenn es in den letzten Jahrzehnten schwierig für die Schule wurde oder große Entwicklungsschritte im schulischen Angebot anstanden, konnten wir uns aufeinander verlassen.“
Prominente Redner
Als Vertreter der Stadt nahm Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr an der Feierlichkeit teil. In seiner Rede ging der Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz auf die Wichtigkeit der Mehrsprachigkeit für die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt ein. „Aktuell stehen wir zwar vor gänzlich anderen Herausforderungen als vor 150 Jahren, doch die Themen sind inhaltlich betrachtet sehr ähnlich. Es geht heute wie damals um starkes städtisches Wachstum und Vielsprachigkeit“, zieht Wiederkehr Parallelen zur Vergangenheit.
Unter den zahlreichen weiteren Ehrengästen fanden sich die Botschafter der Slowakei, aus Tschechien und Ungarn sowie Vertreter der autochthonen Volksgruppen. Der stellvertretende Vorsitzende, Bernard Sadovnik, hielt ein intensives Plädoyer für die teilweise schon seit vielen Jahren vorgebrachten Anliegen der gesetzlich verankerten österreichischen Volksgruppen. „Den politisch Verantwortlichen Österreichs muss es ein nationales Anliegen sein, die kulturelle Identität der Volksgruppen nicht nur zu erhalten, sondern zu stärken und auszubauen. Die Komenský-Bewegung ist mit dem gebotenen Bildungsangebot vom Kindergarten bis zur Matura Vorbild für alle autochthone Gruppen in Österreich, ja man kann sogar sagen in ganz Europa.“
Trotz lobender und dankbarer Worte zum dem vor wenigen Tagen zwischen Bund und Ländern abgeschlossenen 15a B-VG Vereinbarung, erinnert der Bürgermeister von Globasnitz und Obmann der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen an einen in diesem Rahmen naheliegenden, offenen Punkt: „Trotz und gerade wegen der Erfolge der tschechischen Minderheit muss ich meinen Finger in die Wunde legen und darauf hinweisen, dass es der Komenský-Schule nach wie vor an einer systematischen Lösung für das Bildungsangebot fehlt.“ Sadovnik greift damit dem Wunsch von Karl Hanzl voraus, der bei seinen abschließenden Worten auf die nach wie vor nicht gelöste Frage der Betriebskosten-Unterstützung hinweist. „Wir erwarten nicht mehr, als alle anderen Schulerhalter bekommen. Unseres Wissens sind wir die einzige Schule mit Öffentlichkeitsrecht, deren Eltern für die gesamten Betriebskosten mit dem Schulgeld aufkommen müssen.“
Die Stimmung blieb an dem Tag davon ungetrübt, Schulchor und Schulorchester sowie der von der Stadt Wien gebotene feierliche Rahmen taten ihr übriges dazu. Die nächsten Highlights des Jubiläumsjahres stehen mit einem öffentlichen Auftritt auf der Praterbühne Mitte Juni und der Einladung ins Schweizerhaus im September bereits fest.
Foto: 2111.design